Gewerbemietvertrag: Anpassung bei wirtschaftlicher Schieflage

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Der Gewerbemietvertrag ist ein zentrales Fundament für jedes Unternehmen, das Büro-, Laden- oder Produktionsflächen nutzt. Er sorgt in der Regel für Planungssicherheit, indem Laufzeit, Mietzins, Nebenkosten und weitere Vertragsbedingungen verbindlich festgelegt werden. Für Vermieter bedeutet er eine kalkulierbare Einnahmequelle, für Mieter eine verlässliche Grundlage, um den Betrieb zu führen. Doch die Realität zeigt, dass wirtschaftliche Entwicklungen nicht immer planbar sind. Wenn Betriebe in eine finanzielle Schieflage geraten, kann der Mietvertrag schnell zum Problem werden. Fixe Kosten wie die Miete belasten dann die Liquidität besonders stark. In dieser Situation stellt sich die entscheidende Frage: Gibt es rechtliche Möglichkeiten, den Gewerbemietvertrag an die veränderten Umstände anzupassen?

Ursachen für wirtschaftliche Schwierigkeiten

Die Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten sind vielfältig und reichen von unternehmensinternen Problemen bis hin zu globalen Krisen. Häufig spielen unerwartete Umsatzrückgänge eine zentrale Rolle, die etwa durch verändertes Konsumverhalten, strukturelle Veränderungen im Markt oder eine gesunkene Nachfrage ausgelöst werden. Auch Standortfaktoren können entscheidend sein: Eine sinkende Kundenfrequenz, Baustellen in unmittelbarer Nähe oder die Verlagerung von Laufkundschaft führen dazu, dass der Betrieb weniger Erträge erwirtschaftet.

Nicht selten geraten Unternehmen durch externe Faktoren in die Schieflage. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig selbst stabile Geschäftsmodelle sein können, wenn staatliche Maßnahmen den Geschäftsbetrieb einschränken. Hinzu kommen steigende Energiekosten, explodierende Betriebskosten oder allgemeine Preissteigerungen, die die Rentabilität eines Mietobjekts infrage stellen. All diese Entwicklungen können dazu führen, dass ein Gewerbemieter die vereinbarte Miete nicht mehr aufbringen kann – obwohl der Betrieb grundsätzlich überlebensfähig wäre.

Rechtliche Grundlagen nach § 313 BGB

Das deutsche Zivilrecht hält mit dem Grundsatz der Störung der Geschäftsgrundlage in § 313 BGB ein wichtiges Instrument bereit, um Verträge an geänderte Umstände anzupassen. Dieser Grundsatz greift, wenn sich die Verhältnisse nach Vertragsschluss so erheblich verändert haben, dass die ursprüngliche Geschäftsgrundlage praktisch entfallen ist. Entscheidend ist, dass die Vertragsparteien den Vertrag bei Kenntnis dieser Veränderungen nicht oder nicht zu denselben Bedingungen geschlossen hätten.

Damit Mieter eine Anpassung verlangen können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst muss eine schwerwiegende Veränderung der Umstände vorliegen, die für den Vertrag von wesentlicher Bedeutung war. Weiterhin darf den Mietparteien das Festhalten am Vertrag nicht zumutbar sein. Schließlich muss es für beide Seiten unbillig erscheinen, dass die ursprünglichen Konditionen unverändert fortbestehen. Im Ergebnis bedeutet das: Nicht jede wirtschaftliche Schwierigkeit rechtfertigt automatisch eine Vertragsanpassung, sondern nur gravierende Veränderungen, die den Fortbestand des Vertrages gefährden.

Formen der Anpassung des Gewerbemietvertrags

Die konkrete Ausgestaltung einer Anpassung des Gewerbemietvertrags hängt stark vom Einzelfall ab. Eine Möglichkeit ist die vorübergehende oder dauerhafte Senkung der Miete, um dem Mieter Zeit zu geben, seine wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Auch Stundungen können eine Lösung sein, wenn kurzfristig Liquiditätsengpässe bestehen, der Betrieb aber mittelfristig wieder tragfähig erscheint.

In anderen Fällen bietet sich eine Verlängerung der Vertragslaufzeit in Verbindung mit einer Mietsenkung an. Auf diese Weise wird die Belastung gleichmäßiger verteilt und der Vermieter erhält dennoch langfristig eine sichere Einnahmequelle. Immer häufiger wird auch die Umstellung auf eine umsatzabhängige Miete diskutiert. Diese bietet den Vorteil, dass die Höhe der Mietzahlungen flexibel an den Geschäftserfolg gekoppelt ist und so automatisch auf wirtschaftliche Schwankungen reagiert. Lässt sich keine Anpassung finden, bleibt als letzter Ausweg die einvernehmliche Vertragsaufhebung, die beiden Seiten ermöglicht, wirtschaftliche Schäden zu begrenzen.

Vorgehen für Mieter und Vermieter im Gewerbemietrecht

Eine erfolgreiche Anpassung des Gewerbemietvertrags setzt voraus, dass beide Parteien frühzeitig miteinander ins Gespräch kommen. Mieter sollten ihre wirtschaftliche Situation offenlegen, um dem Vermieter die Dringlichkeit einer Anpassung nachvollziehbar zu machen. Transparenz schafft Vertrauen und bildet die Grundlage für faire Verhandlungen.

Parallel dazu ist es wichtig, die rechtlichen Voraussetzungen sorgfältig prüfen zu lassen. Ein Rechtsanwalt kann bewerten, ob die Kriterien der Störung der Geschäftsgrundlage tatsächlich erfüllt sind und welche Anpassungen in Betracht kommen. Jede Vereinbarung sollte abschließend in Schriftform festgehalten werden, damit später keine Unklarheiten entstehen. Nur so lassen sich spätere Konflikte vermeiden und eine tragfähige Lösung sichern.

Vorteile einer einvernehmlichen Lösung

Für Mieter liegt der Vorteil einer Anpassung auf der Hand: Sie behalten ihren Standort, stabilisieren ihre Liquidität und sichern die Zukunft ihres Unternehmens. Auch Vermieter profitieren, da sie einen zahlungsfähigen Vertragspartner behalten und Leerstände vermeiden. Einvernehmliche Lösungen verhindern langwierige Gerichtsverfahren, reduzieren die Kosten für beide Seiten und schaffen Planungssicherheit. In der Praxis zeigt sich, dass viele Vermieter bereit sind, konstruktive Lösungen zu suchen, wenn Mieter frühzeitig auf sie zugehen und ihre Situation nachvollziehbar darlegen.

Fazit

Die Anpassung eines Gewerbemietvertrags in wirtschaftlicher Schieflage ist rechtlich möglich, wenn die Voraussetzungen des § 313 BGB erfüllt sind. Dabei gilt: Nicht jede wirtschaftliche Schwierigkeit reicht aus, um eine Anpassung zu erzwingen. Wer jedoch nachweislich durch gravierende Veränderungen betroffen ist, hat gute Chancen auf eine faire Lösung. Mieter sollten frühzeitig das Gespräch suchen, ihre Situation transparent darstellen und juristische Unterstützung hinzuziehen. Auf diese Weise lassen sich Lösungen entwickeln, die sowohl die Interessen des Mieters als auch die des Vermieters berücksichtigen.

Rechtliche Unterstützung bei wirtschaftlicher Schieflage im Gewerbemietrecht

  • Prüfung, ob die Voraussetzungen für eine Anpassung nach § 313 BGB erfüllt sind

  • Entwicklung individueller Lösungen wie Mietreduzierung, Stundung oder Vertragsverlängerung

  • Begleitung bei Verhandlungen mit dem Vermieter und Sicherung deiner Interessen

  • Rechtssichere Gestaltung und Dokumentation der neuen Vereinbarungen

  • Vertretung vor Gericht, falls keine einvernehmliche Lösung möglich ist

Häufige Fragen (FAQ)

Eine Anpassung ist möglich, wenn die Voraussetzungen der Störung der Geschäftsgrundlage nach § 313 BGB erfüllt sind. Dazu gehört, dass sich die Umstände nach Vertragsschluss schwerwiegend verändert haben, dass die Parteien den Vertrag in Kenntnis dieser Lage nicht oder nicht zu denselben Konditionen abgeschlossen hätten und dass es unzumutbar wäre, am ursprünglichen Vertrag festzuhalten.

Nein. Ein bloßer Umsatzrückgang genügt nicht. Es müssen außergewöhnliche, von außen kommende Umstände vorliegen, die die Geschäftsgrundlage des Vertrags massiv verändern. Nur wenn diese objektiven Kriterien erfüllt sind, besteht die Möglichkeit einer Vertragsanpassung.

Die wichtigste Rechtsgrundlage ist § 313 BGB, der die Störung der Geschäftsgrundlage regelt. Darüber hinaus können individuelle vertragliche Vereinbarungen, wie Härtefall- oder Anpassungsklauseln, eine Rolle spielen. Ohne solche Klauseln kommt es auf die gesetzliche Regelung an.

 

Möglich sind Mietreduzierungen, befristete Stundungen, Verlängerungen der Vertragslaufzeit bei gleichzeitiger Anpassung der Miete oder die Einführung einer umsatzabhängigen Miete. Wenn keine Anpassung möglich ist, kommt unter Umständen auch eine einvernehmliche Vertragsaufhebung in Betracht.

Zunächst sollte der Mieter das Gespräch mit dem Vermieter suchen und seine Situation offenlegen. Anschließend wird geprüft, ob die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen. Idealerweise einigen sich beide Parteien auf eine Lösung, die schriftlich festgehalten wird.

 

Kommt keine Einigung zustande, kann der Mieter versuchen, eine Anpassung gerichtlich durchzusetzen. In diesem Fall prüft das Gericht, ob die Voraussetzungen für eine Störung der Geschäftsgrundlage vorliegen. Das Risiko eines Rechtsstreits sollte jedoch nicht unterschätzt werden, da die Hürden hoch sind.

 

 

Ja, die Corona-Pandemie hat eine Vielzahl von Fällen ausgelöst, in denen Gewerbemieter eine Anpassung der Miete forderten. Der Gesetzgeber hat sogar eine spezielle Regelung geschaffen (§ 7 Art. 240 EGBGB), die bei pandemiebedingten Einschränkungen eine tatsächliche Vermutung für eine Störung der Geschäftsgrundlage vorsieht.

 

Nein, eine automatische Pflicht zur Mietsenkung gibt es nicht. Der Vermieter muss nur dann zustimmen, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind und ein Anspruch nach § 313 BGB besteht. In der Praxis wird jedoch oft eine einvernehmliche Lösung gefunden, um einen langfristigen Leerstand zu vermeiden.

 

Mieter sollten ihre wirtschaftliche Lage genau dokumentieren und nachweisen können, warum die vereinbarten Konditionen nicht mehr tragbar sind. Dazu gehören betriebswirtschaftliche Auswertungen, Umsatzvergleiche und Nachweise über gestiegene Kosten. Außerdem ist es ratsam, rechtliche Beratung einzuholen, bevor man Forderungen an den Vermieter stellt.

 

Für den Mieter bedeutet sie Liquiditätssicherung und den Fortbestand des Unternehmens. Der Vermieter profitiert von einem stabilen Mietverhältnis und vermeidet das Risiko von Leerstand und Rechtsstreitigkeiten. Beide Seiten gewinnen durch Planungssicherheit und eine Lösung, die auf Vertrauen basiert.

 

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